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Nachruf auf Dr. med. Mohammad Ebrahim Ardjomandi

 

Herr Dr. med. Mohammad Ebrahim Ardjomandi ist am 11.8.2023 im Alter von 91 Jahren verstorben. 
Herr Ardjomandi war Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Psychoanalytiker und leitete bis 1997 den Funktionsbereich „Klinische Psychotherapie Erwachsener“ in der Klinik Tiefenbrunn bei Göttingen und war als Lehranalytiker und Supervisor über viele Jahre im Lou-Andreas-Salomé-Institut in Göttingen tätig. Er war langjähriges Mitglied, Ehrenmitglied, Dozent und Gruppenlehranalytiker der Arbeitsgemeinschaft Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse in Göttingen. Über viele Jahre hat er sehr engagiert und mit hoher Kompetenz Weiterbildungsgruppen geleitet, in den Fortbildungswochen mitgearbeitet und Kolleginnen und Kollegen daran teilhaben lassen, wie er in Gruppen arbeitete. Seine Art und Weise, analytische Gruppentherapie zu leiten, und insbesondere seine Bereitschaft, die Übertragung anzunehmen, war für viele von uns anregend und lehrreich. Seine persischen Wurzeln und seine eigene Erfahrung als „Fremder“ in Deutschland hatten seinen Blick dafür geschärft, wie wichtig der kulturelle Hintergrund für das Verständnis des anderen ist. Viele Jahre hat er sich als Vorsitzender der Sektion „Analytische Gruppenpsychotherapie“ im DAGG für die Gruppenpsychotherapie in Deutschland eingesetzt und sich anschließend bei der Gründung der D3G engagiert. Seine Neugier und seine Leidenschaft für die Gruppentherapie führten zu vielfältigen Kontakten mit anderen Gruppentherapeuten, von denen er lernte und die er anregte. Er war viele Jahre als Gruppenleiter bei den Workshops der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Gruppenanalyse in Altausee tätig. Besonders am Herzen lag ihm die Herausgabe des „Jahrbuchs für Gruppenanalyse und ihre Anwendungen“, weil ihm der Austausch und die Diskussionen der Gruppenpsychotherapeuten wichtig war.

Seine Lebendigkeit, sein Humor, seine Klugheit und seine Neugier zeichneten ihn als Gruppenanalytiker, Lehrer und Kollegen aus.

 

Wir haben viel von ihm gelernt und werden sein Andenken bewahren.

 

Für die „Arbeitsgemeinschaft Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse“

 

Andreas Dally und Dr. med Ole Falck

Vorstand der AGG

Nachruf auf Prof. Dr. Josef Shaked, Ehrenmitglied des DAGG

 

Josef Shaked wurde als Spross einer jüdischen Familie 1929 in Ungarn geboren. Der Vater war ein überzeugter Zionist und nahm 1933 angesichts der nationalsozialistischen Bedrohung die Gelegenheit wahr, mit der Familie nach Palästina auszuwandern. Josef (Jossi) Shaked machte dort das Abitur und kämpfte als Soldat als 19­-Jähriger im Israelischen Unabhängigkeitskrieg. Im neugegründeten Staat gab es keine medizinische Fakultät. Jossi ging daher nach New York, wo er zunächst Biochemie studierte. Nach dem Abschluss mit dem B.Sc. ging er zum Medizinstudium nach Wien, um später Psychoanalytiker zu werden. Er hatte schon als Gymnasiast Schriften Freuds in hebräischer Sprache gelesen. Bei seinen verschiedenen Jobs in New York entwickelte er Gespür und Vorliebe für die Arbeit in spannungsvollen Gruppen.

Ich selbst lernte ihn im Rahmen der gruppenanalytischen Weiterbildung zusammen mit Alice Riccardi-v.-Platen bei der gemeinsamen Teilnahme in Selbsterfahrungsgruppen an der Group-Analytik Society in London kennen. Alice hatte von ihren Großeltern ein Haus in Altaussee / Österreich geerbt, wo wir die Internationale Arbeitsgemeinschaft für Gruppenanalyse - IAG - begannen. Jossi entwickelte ein besonderes Engagement für die Arbeit mit Großgruppen in Anwendung der Theorie der Massen und der Gesellschaft von Sigmund Freud auf die Selbsterfahrungs- und Beziehungsprozesse bei unseren Teilnehmenden. Diese Thematik bildete auch einen der Schwerpunkte in seiner Lehrtätigkeit an der Universität Klagenfurt, worüber er eine Reihe von interessanten Beiträgen veröffentlichte. Die Teilnehmer*innen genossen ihn als Leiter von Klein- und Großgruppen wegen seiner brillianten intellektuellen Klarheit bei ausgeprägter Herzlichkeit und reichem Humor. In seiner oft witzigen Art schöpfte er aus einem großen Repertoire an jüdischen Erzählungen und Witzen. In Altaussee haben wir Jossi Shaked in den Jahren seiner langen Krankheit schon in Trauer vermisst. Nun ist er am 21.11.2021 für immer von uns gegangen.

 

Prof. Dr. Michael Hayne

Nachruf auf Hansjörg Pfannschmidt

 

Am 13.11.2021 ist unser Kollege Hansjörg Pfannschmidt nach längerer Krankheit und unter liebevoller Begleitung seiner Ehefrau Ursula Wienberg verstorben. Er wurde 88 Jahre alt.

 

Geboren und aufgewachsen in Mittelfranken erkennt Hansjörg Pfannschmidt nach einer kurzen Tätigkeit als Gymnasiallehrer für Deutsch und evangelische Religionslehre, dass sein Interesse und seine Leidenschaft vor allem der Psychoanalyse und der Gruppenanalyse gelten. Er macht seine Ausbildung zum Psychoanalytiker an der Akademie für Psychoanalyse München e.V. und seine Weiterbildung zum Gruppenanalytiker bei GRAS und lässt sich in München und später in Markt Schwaben als Psychotherapeut nieder. Er wird Lehranalytiker und Supervisor und begleitet über mehrere Jahrzehnte viele Aus- und Weiterbildungskandidaten auf dem Weg zu ihrer persönlichen und beruflichen Identität.

 

Seine Leidenschaft für die Lehre wird in den vielen Seminaren, die er in den psychoanalytischen Instituten in München und Nürnberg hält, sichtbar und erlebbar. In zahlreichen Vorträgen und Artikeln stellt er zudem dem Publikum seine Vorstellungen und Erfahrungen zum Thema Liebe und Sexualität in der Psychoanalyse und in der Gruppenanalyse, zur Übertragung, zum Traum, und zur Religion zur Verfügung. Sein differenziertes Konzept zur Paartherapie setzt er praktisch in Paartherapiegruppen gemeinsam mit seiner Ehefrau Ursula Wienberg um.

 

Ich selbst hatte die Möglichkeit, Hansjörg vor allem in einer über viele Jahre gehenden Intervisionsgruppe zur analytischen Gruppentherapie kennenzulernen. Es hat mich immer wieder sehr beeindruckt, mit welcher Neugierde, mit welchem Forscherdrang sich Hansjörg bis ins hohe Alter auf die von uns berichteten „Gruppengeschichten“ eingelassen hat und wie offen er selbst für unsere Eindrücke und Überlegungen zu seinen Gruppen geblieben ist.

 

Der alters- und krankheitsbedingte Abschied von unserer Intervisionsgruppe und von seiner beruflichen Tätigkeit als Psychoanalytiker und als Gruppenanalytiker fiel ihm schwer, wie ihm überhaupt der Abschied vom Leben schwer fiel. Wie seine Ehefrau Ursula Wienberg mir berichtete, konnte er aber in der letzten Phase seines Lebens immer mehr darüber sprechen und schließlich in Ruhe und Frieden gehen.

 

Josef Zierl  (München)