„Wir können kurzerhand sagen, dass alles, was mental ist, von Anfang an eine Angelegenheit von mehr als einer individuellen Person und eines Gehirns ist“ (S.H. Foulkes)
"Der Tod des Anderen ist kein Unglück für den, der stirbt, sondern für den, der überlebt."
Karl Marx (in Anlehnung an Epikur), zitiert aus Thomas Auchter, "Trauer", (2019, p 21)
Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb am 20. Januar 2024 unser geschätztes Mitglied, Thomas Auchter. Die Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf verliert mit ihm einen engagierten Kollegen, der sich bei allen Kontroversen stets durch Aufrichtigkeit und Mut auszeichnete. Sein plötzlicher Tod hat ihn aus einem aktiven Institutsleben herausgerissen. Einige seiner Projekte müssen nun ohne ihn, aber in seinem Sinne fortgeführt werden.
Thomas Auchter wurde 1948 als ältestes von 4 Kindern seiner Eltern Wolfgang und Hildegard Auchter in Berlin geboren. 1962 siedelte die Familie nach Freiburg um. Dadurch, dass sein Vater nicht nur Psychoanalytiker, sondern einer der Gründer des Freiburger Psychoanalytischen Seminars (DPV) war, kam Thomas Auchter schon früh mit der Psychoanalyse in Berührung, studierte später Psychologie und absolvierte anschließend auch die psychoanalytische Ausbildung am Freiburger Seminar. 1982 verließ er Freiburg und zog zusammen mit seiner Frau Elisabeth nach Aachen. Seitdem ist er Mitglied und seit November 2008 Lehranalytiker der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf gewesen.
Die Verbreitung psychoanalytischen Wissens und therapeutischer Erkenntnisse, auch unter Nicht psychoanalytikern, lag ihm sehr am Herzen. Regelmäßig hielt er Seminare an Volkshochschulen bzw. in der "Wolfsburg", einem Fortbildungszentrum in Mülheim/Ruhr. Seine Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge in gut verständlicher Sprache zu formulieren, machte ihn zu einem gefragten Vortragenden. Darüber hinaus verfasste er eine Vielzahl von Aufsätzen und Büchern, z.B. "Kleines Wörterbuch der Psychoanalyse (gemeinsam mit Laura Viviana Strauss) 2003, "Brennende Zeiten", (zur Psychoanalyse sozialer und politischer Konflikte 2012) und "Trauer" (2019). Die Auseinandersetzung mit dem britischen Psychoanalytiker und Kinderarzt Donald Winnicott hat sein ganzen fachliches Leben begleitet und so ist das letzte Werk von Thomas Auchter, das im Frühjahr 2024 erscheinen wird, "Winnicott verstehen - Eine Einführung in seine psychoanalytischen Konzepte".
In der psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf engagierte er sich in regelmäßigen Seminaren in der Aus- und Weiterbildung von angehenden Psychoanalytikern und Gruppenanalyti kern. In regelmäßigen Übungsseminaren zum Schreiben von Fallberichten (für das Zentralseminar bzw. das Kolloquium) legte er Wert darauf, junge Kolleg:innen gerade auch gegen Ende ihrer Aus und Weiterbildung zu begleiten. Er selbst würde in Anlehnung an Winnicott dabei wohl von „einer eher aktiv-fordernden Funktion“ des „sekundären Haltens“* sprechen. Ganz besonders lag ihm der Arbeitskreis Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie mit seinen Anliegen am Herzen. Noch vor wenigen Monaten hat Thomas in einer prekären Situation, selbst unerschrocken und beharrlich, Stellung bezogen und dem Arbeitskreis so zu einer hoffnungsvollen Weiterentwicklung verhol fen, die er selbst vermutlich als „selbstbewusste und selbstbestimmte Aktivität“* bezeichnen würde.
Aber auch die Entwicklung der Institution der Arbeitsgemeinschaft lag ihm sehr am Herzen. Insbe sondere, als die Arbeitsgemeinschaft unter heftigen generativen Konflikten litt, die zu der späteren Spaltung des Ausbildungsausschusses in zwei Ausschüsse geführt haben, setzte er sich vehement für eine andere Entwicklung ein, bei der diese Spaltung vermieden werden sollte. Auch später war ihm der Ausgleich zwischen den verschiedenen Gruppierungen immer sehr wichtig. Geleitet wurde er immer von einem hohen moralischen Anspruch sich selbst und anderen gegen über. Das machte ihn zwar immer wieder zu einem unbequemen Kollegen, der es auch sich selbst nicht leicht machte, anderen natürlich ebenso wenig. Aber es war stets Verlass auf seine Geradlinigkeit. Und "bequem" zu sein, wäre wohl das letzte gewesen, was Thomas hätte sein mögen.
Denn die Bedeutung des präsenten Objekts sah Thomas Auchter in der „Notwendigkeit des Wider standes“, von der er selber sagte „Ohne ein wirkliches Gegenüber, ein Nicht-Ich, ein Objekt, das einen Widerpart und Widerstand anbietet, von dem ich mich abgrenzen und ablösen kann, ist eine Individuation…nicht möglich“*
Mit traurigen Gefühlen danken wir Dir, lieber Thomas!
Fotini Tilkeridou-Wolf und Thomas Hartung
*Thomas Auchter „Fest halten ohne festzuhalten“, in Psychoanalyse als Beruf, S. 390 Publikation der DGPT, Psychosozial Verlag
Internationaler Workshop / International Workshop: 01. - 05.05.2024, Frankfurt
Jahrestagung / Annual Conference: 02. - 05.05.2024, Frankfurt
Weiterführende Informationen (Abrufkontingente Hotels, Arbeitsgruppen, etc.)
Wir sind entsetzt und fassungslos angesichts der Eskalation der Gewalt durch die terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gilt den Opfern, ihren Familien und allen Menschen in Israel und in Gaza, die in diesen Tagen große Verluste erleiden und um ihre Zukunft bangen.
Die aktuelle Situation fordert uns alle einmal mehr heraus, auch in unserer Gesellschaft Antisemitismus, Menschenhass und Gewalt entschieden entgegenzutreten, ein Miteinander in Vielfalt, Freiheit und Sicherheit für alle Menschen zu fördern und Räume der friedlichen Begegnung zu schaffen.
Im Namen des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppentherapie möchten wir uns all denjenigen anschließen, welche die russische Invasion der Ukraine verurteilen. Der damit verbundene tägliche Terror, der Verlust von Leib und Leben, die Zerstörungen der Infrastruktur und das Auseinanderreißen von Familien – all das muss unverzüglich aufhören. Der russische Angriff auf die Ukraine widerspricht allen menschlichen Werten. Er hat eine Großgruppendynamik in Gang gesetzt, in der Gewalt verherrlicht und das Töten gerechtfertigt wird.
Wir möchten daran erinnern, dass wir zusammen in einer Welt mit ihren vielfältigen Verbindungen leben. Für diese Beziehungen sind wir alle verantwortlich. Die Moral gebietet, die Schwachen zu schützen und darüber hinaus uns aber im Anderen zu erkennen. Das schafft die Grundlage, aufeinander zuzugehen statt einander zu töten. Im Krieg verblasst jedoch sehr schnell die Menschlichkeit. Damit diese wieder eine Chance bekommen kann, müssen die Feindseligkeit unverzüglich eingestellt werden.
Dr. Regine Scholz, ein Gründungsmitglied der D3G und derzeitige Sprecherin der Fachgruppe „Gruppenanalyse in Bildung, Kultur und Gesellschaft", hat am 20.05.2022 die Foulkes Lecture mit dem Thema 'When foundation matrices move – Challenges for a group analysis of our time' gehalten - wir gratulieren ihr herzlich zu ihrem Vortrag!
Die Deutsche Gesellschaft für Gruppenanalyse und Gruppenpsychotherapie (D3G) wurde am 15. Oktober 2011 in Berlin von 138 Mitgliedern gegründet und zählt inzwischen knapp 600 Mitglieder.
Sie fördert die Anwendung der gruppenanalytischen Methode in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen ihrer Mitglieder; sie setzt sich für gruppenanalytische Forschung und für die Weiterentwicklung der Grundlagen in Theorie und Praxis der Gruppenanalyse ein.
Mitglieder der Gesellschaft sind Ärzt*innen, Psycholog*innen, Pädagog*innen, Sozialwissenschaftler*innen, Psychotherapeut*innen, Sozialtherapeut*innen, Theolog*innen und Angehörige weiterer Berufsgruppen. Sie sind in verschiedenen Arbeitsbereichen des Gesundheitswesens, der psychosozialen Arbeit, der Kultur und der Wissenschaft tätig. Sie alle teilen Wissen und Erfahrungen in der Arbeit mit Gruppen und vertrauen dem enormen Potenzial, das in den verschiedenen Anwendungen der Gruppenanalyse enthalten ist.
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“Psychoanalytic psychotherapy and relatedness in stormy times”
27th-29th September 2024
More info to find here.
Dieser Band lässt die Geschichte der auf Siegmund Heinrich Fuchs (S. H. Foulkes) zurückgehenden Gruppenanalyse in den deutschsprachigen Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg anhand von 16 aktuellen autobiografischen Berichten wesentlicher Protagonisten und Pionierinnen lebendig werden. Nähere Informationen finden Sie hier.
Das WIPP Würzburg sucht ein externes Leitungspaar der Selbsterfahrungsgruppe sowie Dozent:innen für die Theorievermittlung psychodynamischer Gruppentherapie mit Kindern und Jugendlichen bzw. den parallelen Bezugspersonengruppen. Nähere Informationen entnehmen Sie dem Anschreiben.
Der Tagungsband zur Fachtagung des BAG in Kooperation mit der D3G am 11./12.11.2022
"Gruppe, Empathie und Körperlichkeit
- braucht Entwicklung von Empathie die Körper?"
ist nun online abrufbar.
Cristina Călărășanu, Ulrich Schultz-Venrath, Hansjorg Messner (Herausgeber)
Nähere Informationen finden Sie unter diesem Link.
In der aktuellen Ausgabe "Group psychotherapy: between settled benchmarks and new horizons" sind zwei Beiträge von Ulrich Schultz-Venrath erschienen:
Dieter Sandner (2022)
Nähere Informationen zur Neuerscheinung finden Sie unter diesem Link.
Nähere Informationen finden Sie unter diesem Link.
Nähere Informationen zum neu erschienenen Sammelband zur Gruppenanalyse mit Kindern und Jugendlichen finden Sie hier.
Beim Angriffskrieg in der Ukraine zeigt sich einmal mehr, dass das Menschliche hinter Brutalem verschwindet, so der Psychoanalytiker Christoph Seidler. Im Krieg ist es plötzlich erlaubt, Menschen zu töten. Diese Umkehr aller Werte nennt sich Soldatenmatrix – diese dehumanisierende Spaltung und der Verlust von Schuldgefühlen und Schamlosigkeit. Krieg – und nicht nur der russische Krieg – mache das möglich.
Videos of the keynote lectures
Bericht im Deutschen Ärzteblatt
Im Mitgliederbereich finden Sie die Bilder des Symposiums und die Auswertung der Teilnehmendenbefragung.